Hier finden Sie Wissenswertes und Interessantes zur Antoniuskapelle oder Arzdorf 

Heimtückischer Mord in Arzdorf.

Vor sechzig Jahren. Am 23. Juni 1958 kurz vor Mitternacht wurde der Arzdorfer Landwirt Albert Giffels auf heimtückische Weise umgebracht. Er verbrachte zusammen mit seinem Schweigervater den Abend, man saß am Tisch, man trank ein Bier und unterhielt sich, plötzlich fiel ein Pflasterstein durch das Fenster. Giffels stürmte unbeirrt los und stieg durch das Fenster, um den Bösewicht auf frischer Tat zu erwischen. Sein Schwiegervater rannte über das Tor zur Straße. Es ging alles sehr schnell. Der Schwiegervater hörte noch ein Auto davon brausen, als er auf die Straße trat. Erst nach wenigen Sekunden bemerkte er seinen Schwiegersohn auf der Straße liegend. Er war voller Blut. Man trug den Verwundeten noch in die Küche, doch hier verstarb er als bald.

Es war ein unglücklicher Umstand, wie sich bei der Rekonstruktion durch die Kriminalpolizei herausstellte. Eine Kugel war an seinem Hosenknopf abgeprallt und hatte die Beinschlagader aufgerissen. A. Giffels verblutete.

Giffels war fürsorglicher Vater von sieben Kindern, das jüngste gerade mal sieben Monate alt. Das Dorf nahm großen Anteil am Tod des Familienvaters, für die Witwe begann eine schwere Zeit, sich und die Kinder durch das Leben zu bringen.

Die Polizei tappte anfangs noch im Dunkeln, es war eine regelrechte Mordfahrt mit einem Opel Kapitän durch das Bonner Land. In mehreren Orten (Werthhoven, Arzdorf, Adendorf, Kloster Essig) wurden in dieser Nacht Straftaten, Schüsse und auch noch ein weiterer Mord in Odendorf gemeldet. Der Druck auf die Kriminalpolizei war groß, schnell präsentierte man zwei Jugendliche als Täter, die sehr detaillierte Angaben zur Fahrt in dieser Nacht machen konnten. Doch weitere Ermittlungen brachte dann die Spur auf die wahren Täter, die Gebrüder Affeld. Sie legten nach Auffinden von Einbruchsgegenständen ein umfassendes Geständnis ab. Die Gebrüder Affeld wurden 1960verurteilt, zweimal lebenslänglich, einmal 15 Jahre.

Diese Tat erhielt großes Aufsehen in der deutschen Presse, die Zeitschriften im Bonner Raum berichteten fast täglich über diese Tat. Sogar das Hamburger Abendblatt berichtete darüber. Der Prozeß wurde auch in Kriminalistikbüchern dargestellt.


Für die Familie blieb die Tat aber ungesühnt.

aus gesammelten Zeitungsberichten, von Paul Schmitz freundlichst zur Verfügung gestellt

 

850 Jahre Arzdorf

Die erste bekannte urkundliche Erwähnung von Arzdorf finden wir in einer Urkunde von 1166. Hier wird Arzdorf noch Artstorp geschrieben.

Der Kölner Erzbischof Reinard von Dassel bestätigt hier eine Schenkung des Abtes Gerhard von Are an das Bonner Cassiusstift in dem mehrere Ländereien genannt werden, daunter auch in Arzdorf.

Die Urkunde finden wir heute im Landesarchiv NRW Rheinland, Abtielung Urkunden Bonn St. Cassius, sie trägt die Urkundennummer 25 und ist auf Pergament geschrieben.

Natürlich kann man heute davon ausgehen, dass unser Arzdorf wesentlich älter ist, dies bezeugen Funde aus der Steinzeit und auch aus römischer Zeit können Funde nachgewiesen werden.

Trotzdem ist diese Urkunde für Arzdorf wichtig, da sie die enge Verbindung zum Erzstift Köln und der Familie von Are zeigt. Schließlich war Arzdorf auch Teil der heute so genannten „Grafschaft“. Wurde in späterer Zeit zum Zankapfel zwischen Köln und Jülich und gehörte dann über 500 Jahre der Familie von der Leyen, die im Jahre 1669 Arzdorf als Teil ihrer Herrschaft Adendorf reichsunmittelbar machte.


Arzdorfer Fahne

Wir haben dieses Jubiläum zum Anlass genommen, eine Dorffahne gestalten zu lassen. Auf ihr werden verschiedene Schreibweisen von Arzdorf gezeigt, dazu haben wir wichtige Gebäude aus Arzdorf abgebildet.

Die Farben wurden in Anlehnung an die alten Besitzer gewählt: Gelb für das Erzstift Köln als ehemaliger Lehnsherr und Blau für die Wappenfarbe der Familie von der Leyen.

Die Arzdorfer Fahne ist 120x 150 cm, kann oben eine Fahnenstange aufnehmen, außerdem kann sie an der linken Seite noch zusätzlich befestigt werden. Wer Interesse an der Fahne hat, kann diese bei Peter Linke, Fritzdorfer Strasse 2, bestellen, Kostenbeteiligung 47,50€

Wir würden uns über den Einsatz unserer Fahne als Dorfschmuck freuen. Die Kleinkirmes am 21. Und 22. Mai steht vor der Tür, auch hier freuen wir uns auf rege Beteiligung.




Die Ehrenrede auf Heinrich von Hüchelhoven:  

„Ain lob von ainem Ritter“

 

In einer Augsburger Handschrift, entstanden um 1468-1470, heute in der Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek (Cgm 568, Bl. 243ra –244va) finden wir die Ehrenrede auf „unseren“ Heinrich von Hüchelhoven.

 

Eine Ehrenrede wurde auf ritterlichen Treffen gehalten zum Gedenken (Nachruf ) an verstorbene Ritter. In ihr erfährt man einiges über das Leben, die Taten und die Tugendhaftigkeit des Gedachten.

 

Was erfahren wir hier über Heinrich von Hüchelhoven?

 

Er war ein frommer gottesfürchtiger Ritter, der aber keinem Abenteuer auswich, an ihm sollten die Jungen sich ein Beispiel nehmen. Den Ritterschlag erhielt er 1355 während einer Romfahrt mit Kaiser Karl IV. auf der Tiberbrücke. Er nahm an Turnieren und Tafelrunden teil. Heinrich war 64 Jahre Ritter und starb 80 jährig. Da er 1419 starb ergibt sich daraus seinGeburtsjahr 1339.  

Es wird sein Wappen beschrieben: Im silbernen Feld ein schwarzer Balken, im rechten oberen Winkel ein Mohrenkopf, auf dem Helm ein Mohrenrumpf mit hängenden silbernen Helmdecken und einem silbernen Wimpel an jeder Schläfe.

 

Er ist bei seinen Kämpfen in der Welt rumgekommen: In Frankreich, in der Gascogne hat er gestritten, in Britannien wurde er gefangen genommen, er kämpfte in Dänemark, Litauen, Rhodos, Zypern, in der Türkei, Spanien und Italien. Überall, wo man einen tapferen und standhaften Ritter brauchte. Er kämpfte in den Schlachten des Herzogtums Jülich bei Baesweiler, Aachen, in Flandern und Lüttich. Dabei zog er sich auch Verwundungen zu, in Kleve wurden ihm zwei Zähne ausgeschlagen.

 

Auf seinen Fahrten kam seine Frömmigkeit nicht zu kurz, er war am HeiligenGrab in Palästina, am Grab der heiligen Katharina von Alexandrien und auf demSankt Jakobs Weg. Mit Herzog Wilhelm von Jülich, seinen Dienstherren, war er im Kloster Stavelot in Belgien. Seine Frömmigkeit ist wohl auch Ausdruck unserer Kapellenstiftung. 

 

Die Ehrenrede Heinrich von Hüchelhoven ist entnommen aus „TheodorNolte: Lauda post mortem, Die deutschen und niederländischen Ehrenreden des Mittelalters 1983“

 

Ain lob von ainem Ritter

Aller ritterschaft zo eren

und umb iren nam zo meren

So will ich tichtens heben an.

ich han tick wo verstan

An goten frawen, von frumen herrn,

das manz nit wol mocht vercheren,

Das ich nicht enprech fort

Sachen, die mir zo gehort:

Das ist von Wappen, von goten dingen,

die solt ich für die lüt bringen.

Wie die alten verdient han,

da sollten die Iungen exempel an

Nehmen, ob sy leben wollten

in eren, als getan haben dy alten.

Nü rat ich ew allen ze samen:

lebt in eren, gitz namen

Das ir aller Welt ain herr

werdt, ir gewint hie nit merr

Dann ain got wort nach ewerm leben,

als man noch wol find geschriben

Von den frümesten hyr zo voren,

recken und helden, als ir möchte hören.

Doch die vor got sind verheben,

die hand mer fuderern nach Irem leben

Das ist auch müglich und recht,

wann sy gotz diener und knecht

In grossen trwen gewesen sein,

und habent darumb gelitten pein.

Nu pitt ich got von himelrich,

das wir all samet geleich

Pey unserm herren behalten sein

Und ein frümmen ritter fein,

Der hat gelebt auf dieser erde

Recht wol nach meiner gerde.

Gotlich, erlich und wol getan,

anders hort ich nie gesann.

Es was ain frumm ritter got,

im stond sein hertz und auch sein mot

Nach gotlichen dingen zwar.

Ritterschaft, des nam er war,

Wo er das vernemen mocht,

ferr und weytt er das socht,

Und alweg uff sin selbes gelt.

ich hort sagen, das der helt

In gasskünien (Gascogne) lange was,

do er streytt und stürm genaß

Tick und vil der frumm herr.

fürbas hort ich sagen mer,

Das sy do manig schlosß gewünnen.

auch was der ritter wol besünnen

Vor tripplen (Tripolis in Palästina) und vor zatalier(Anatlya Türkei),

ritterlich stalten sich zo der wer

Was man ton solt zo der er.

darnach rait der got herr

In prytanyen (Britannien), do er wart

an aim grossen streytt hart

Mit eren gefangen und auch quitt.

hier nach und auf ain ander zytt

Rayter umb gotz willen und durch lob

Zo dem goten herrn sant Iacob.

Von plosskaw (Pleskau bei Nowogorod Russland) an dem sturmgrot

got helff den seinen auß aller not.

Er rayt ain grossiv ritters fart

Mit kayser karl, der her wart

Ritter auf der Teyffer (Tiber) prücke

zo Rom, zo seinem grossen glücke,

und er was wol vier und sechzig iar

in ern ritter wist für war.

Milt, küne, warhaftig, tugentreich,

hübsch von münde sicherleich

Was der ritter all sein tagen,

anders hort ich nie gesagen.

Zu constantinopolin

ich hort von dem ritter fin

Fürwar sagen, das er tätte

manig scharmützeln aus der stette

Auf die hayden zo manger stund

der frum Ritter ward dar wund.

Zo dem hailigen grab er do kam

mer dann ain stün, als ich vernam

Zo der Iunckfraw sant kattreinen (von Alexandrien, derenGrab auf dem Berg Sinai)

mit grosser arbait und mit peinen.

Durch gotz willen so tett er das.

Zo Rodis (Rhodos) der Ritter was,

Zo babilony (Hier gemeint ist Kairo) und zo allcar (Al-Karak in Palästina?)

mocht man des Ritters nehmen war,

Und durch manig haiden land

raitt der ritter wol bekannt.

In damasten (ev. Samaiten /Litauen, welches 1398 an denDeutschen Orden fiel) und in littawen (Litauen)

Und in reussen (Gebiet um Lemberg und Halicz) mocht manschawen

Dick den frumen Ritter werden

paide zo wasser und zo pferden,

Sümer und winter raisens gewiß,

als in dem land gewonlich ist.

Die tafel der eren hat er besessen in prewssen ocken(gesehen?) on vermessen.

Gar unrecht wer gesicht an.

Het mans dem ritter nit getan.

Es ist imdick sawr worden und hart.

got und sein lien´be moter zart

Dy müß der sele genedig sein.

noch hat der frumm kristein

In andern landen vil geritten

und gestirmet und gestritten

Durch recht ritterliche tätt.

in zippern (Zypern) er gewesen hat

Und In andern landen vil,

als ich ew in kurtzer zil

Beschaiden will, ob mirs git gan.

Durch lamparten (Lombardei) hat der man,

Geritten und durch soyfayen (Savoyen) land,

zo granaten (Granada) , sey ew bekannt,

Durch spanyen (Spanien), durch arragone (Aragonien)

durch nafern (Navarra?)  rait der ritter küne,

Durch frankrich und uber see,

in engelland, ich sag ew mee,

In Schottland und in denmarck

Was der ritter In eren starck

Als ewr tugent prieffen kann.

so hat der held, der frumm man,

All umb gewesen der kristenhait.

noch hat er manige arbait

Inner landes vil getan.

mit seinen herren, wild mich verstan

Hett er auchpillich guldin sporn.

er was der pest ritter zo vorn

Ainr, dy die welt Inne hat.

Er hat gestritten auf manger stat

Und gesturmet ritterlich.

vor  himen hawsen (OrtHimmenhausen?), da red ich

Für war, das man den ritter sach

zwain mall stürmen, sey ew gewach.

Schlosß und stat ward stürms gewünnen,

auch Schlog der ritter wol besunnen

Ritter da mit seiner handt

Her nach ward er mir bekannt

Vor Stafel (Stavelot/Belgien) in die aptey,

da was der frumm ritter frey

Sein selbes haubtman auf den tag,

als ich für war ew reden mag.

Und sein proder belaib der todt,

got helff den seinen auß aller not.

Für baswiller (Baesweiler /Geilenkirchen) mit seinem herstryt der ritter in grosser er

und halff da land und lewt behalten.

in flandern da wolt ers walden

Für Cleue (Kleve) ain ritterlichen streitt

und tett da grosse arbait.

Durch dy her sach man in gaun

mit seinem herrn, und ward gesan

Auch ward Im da sig gelobt

zwen zähn gestochen auß seim hobt,

Und ward mit grossen eren quit.

mangen stürm und mangen streyt

Hat ergetan bey seinen Iaren

Vil mer dann ich kann offenbarebn.

Er was ain diener unser frawen,

das mocht man an dem ritter schawen.

Was dy von aoch (Aachen) zo ton hat.

er was pald in die stat

Mit sener macht sonder sold.

er begert weder stain noch gold

Dann umb gotzwillen und umb er.

fürbas hort ich sagen mer.

Dy von aoch (Aachen) mainen streitten,

es was nit ferr von der weiden (Ort Weiden bei Würselen?),

Er was dar by ab gestan

Und het gelechent harnasch an,

Und wollten da wagen leyb und got.

als mang got ritter und knecht tot

Und getan hat hie zo vorn.

der ritter het auß verkoren

Die statt, umb das dar inn rast

Unser frawen manig ferr gast,

Versocht sy umb Ir grosse genad.

auch, liebe maria, nu peradt

Den goten Ritter getrewlich

Und unß allen in dein reich.

Er was nu siech und lam,

noch dann, do Im die pottschaft kam,

Das man vor lüttig (Lüttich) streitten solt,

do erfrewt er sich also alt

umb das ritterlich feit,

und was Im auß der massen leid,

Das er nit zo zeitten kom all dar.

er was auch alt wol achzigk Iar.

Und hat sein end bis in sein tod

Gelebt verschlissen in eren grod,

Das nie mensch hie noch dort

Von Im nie hort unzüchtig wort.

In türney, in tafel runden

Ist er gewesen zo manigen stunden,

Da er wenig ward geschlagen.

Zo wappen hat man in tick getragen,

Des was wol der ritter wert.

manige gotw gesellschaft geert

Hat er gemacht in goten trewen,

paide von mannen und von frawen,

Und hat in eren mit in gelebt.

Des pitt ich ew, das ir im gebt

Ein got gebett seiner sel.

Got und die engel sant michahel

Die geben seiner sela in trost,

das sy dört wird erlöst.

Sonst west man nindert seingeleich.

Nun will ich das ern reich,

seiner wappen undterschaid,

ew sagen, was sein wappen klaid

Das was kostlich wol gemacht

von perlin, und was dar auf gelagt

Ain vas von diemant.

ain mor kopf was mir auch bekannt

Von selbs der wachsern vorn in dem schilde.

auch forte der frum ritter milde

Auf dem helm der selben ain,

nit zo groß noch nit zo clain,

Zwischen zwain winppel silbrein.

nü will ich den namen sein

Ew beschaiden allen sampt geleich:

von eswilre her hainreich.

Ich pitt für in, heralt zo cleffe (Herold von Cleve)

Das im got sein ewige freüd geve.

amen

 

 

Was erfahren wir aus der Stiftungsurkunde der Arzdorfer Kapelle  

Eine Abschrift der Urkunde finden Sie unter dem Reiter: Die Antoniuskapelle. 

 

Die Erwähnung der Herren von Hüchelhoven mit Arzdorf finden wir in der Stiftungsurkunde der Arzdorfer Kapelle. Heinrich von Hüchelhoven, Erbschultheiß von Eschweiler, und seine Frau Margareta stiften diese Kapelle, „ordynyert ind begaefft eyne capellegeleigen zo Artzstorp“ am 2. Mai 1398 für Ihr Seelenheil zu Ehren unserer Lieben Frau (Maria), des heiligen Stanislaus, Sankt Antonius und Sankt Servatius („ ind wir haven dieselvecapelle doen wien in ere unser liever vrouwen, in ere sente Staentzlaus, senteAnthonys ind sente Servais,..“ (Hist.Archiv Köln Haupturkundenarchiv U2/6203).

Doch was können wir noch aus dieser Urkunde erfahren. 

 

In der Urkunde tauchen auch die Orte Adendorp (Adendorf), Vylp (Vilipp) und Vryetzstorp (Fritzdorf) auf, so können wir sicher sein, das wirklich unser Arzdorf gemeint ist. Außerdem werden Flurstücke in verschiedenen Fluren genannt, die zur Finanzierung der heiligen Messen durch Abgaben herangezogen werden sollen.  

Da ist die Rede von

  • updem hoiltzweige ind schiessent up den Adendorper pat
  • dye Gobel Voyss unss iairs gilt van dryn morgen gheent up den hoiltzwech lanx die kümbe
  • updem hoiltzweige an gheen syte dem pütze
  • bovendem hoiltzweige neist Snytz lande
  • geytouch up den hoiltzwech by Johanne Tielen sone,
  • upder kumben gheit up den hoiltzwech
  • upder cümben schiessent up Adenaüwers küle
  • upder kümben schiessent up dat dorp
  • upder kümben ind schiessent up den Vylpher pad
  • lantz by Peter Schoilassen an dem moilenweige
  • geleigen sint by dem dorpe up der kümben ind schiessent up den Vylpher pad
  • die Gudruyd dye Peysen gilt iairs van dryn morgen lantz
  • die gilt uns iairs Heynrich Voyss van vierdem halven vierdel lanz up dem hoiltzweige ind schiessent up den Adendorper pat
  • der Johann zo der Lynden vier seister gilt van eyme morgen artlantz up dem hoiltzweige ind van vyerdem halven vierdel lantz an der ryncken geleyghen
  • dye hoistad up dem wyer
  • die iairs Jacob Bolen Lucien sun gilt van dry morgen lantz zu Vryetzstorp geleigen
  • geleigen hinder der capellen

 

Es tauchen hier Flurbezeichnungen auf, die wir auch heute noch kennen.

 

Sehr oft finden wir den Namen Cümbe / Kumbe, heute gibt es noch die Flurbezeichnung „op der Kom“ oberhalb Arzdorf Richtung Adendorf auf der Klein-Villiper Seite.

 

Vielleicht kommt die Flurbezeichnung „op der Kom“ vom Adendorfer Hof Cumbe, da der Wortstamm sehr ähnlich ist. Dies waren eventuell die Ländereien, die zu diesem Hof gehörten.

 

Die „von Hüchelhoven“ besaßen den Hof Cumbe in Adendorf schon eine ganze Zeit. In einer Urkunde vom 15. November 1325 des Trierer Erzbischofs Balduin wird ein Heinrich von Hüchelhoven (Hugilhoven)und seine Frau Agnes (wahrscheinlich die Großeltern unseres Heinrichs) mit dem volkssprachlich genannten Hof Cumbe in Adindorp (Adendorf) gegenüber der Kirche belehnt. Dieser Hof gehörte früher zum Hospital St. Peter in Trier (LandeshauptarchivKoblenz, Bestand von der Leyen Urkunde 5004, abgedruckt in Lamprecht, DeutschesWirtschaftsleben im Mittelalter Band III. Quellensammlung S139 ff.).

 

An die Flur „Op der Kom“ grenzen die Flurbezeichnungen Hoiltzweige / Hoiltzwech, der Adendorper pat sowie Vylpher pad an. Der "Holzweg" führt auch heute noch in den Kottenforst. Sicherlich sind durch die diversen Grenz- und Flurbereinigungen der Zeit diese Wege nicht mehr im ursprünglichen Verlauf erhalten, aber man kann sich ein ungefähres Bild der Besitzungen machen.

 

DenFlurnamen Ryncken finden wir heute in der Bezeichnung „in den Rincken / Am Ring“ wieder, dies ist die Flur vom Mühlenweg abgehend Richtung Fritzdorfer Heiligenhäuschen. Auch in der Versteigerungsliste der von der Leyenschen Güter, erschienen im Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln, Öffentlicher Anzeiger Stück 33 vom Dienstag, den 12. August 1828 taucht dieser Flurname wieder auf.

 

Der Moilenweige ist der Mühlenweg, der zur Mühle nach Adendorf geführt hat.

 

Dye Hoistad Up dem Wyer, gemeint ist eine Hofstätte am Weiher, dies ist wohl der heutige Hof Weisweiler, da in früherer Zeit hinter der Scheune ein Weiher war. Dieser Hof gehörte auch den „von der Leyen“.

 

Flurbezeichnung Hinter der Kapelle

Interessant ist die Flurbezeichnung „ind dan ouch eynvierdel geleigen hinder der capellen,“. Die Flurbezeichnung „Hinter der Kapelle“ gibt es auch heute und bezeichnet die Flur von der Kapelle bis zum Remagener Weg und dann bis zum Arzdorfer Bach. Heute ist diese Flur größtenteils Wohngebiet.

 

Was verwundert, ist diese Bezeichnung, da die Historiker davon ausgehen, dass die Urkunde den Bau des ersten Kirchenbaues in Arzdorf deklariert. Aber wie kann es bei der Urkundenausstellung bereits eine Flurbezeichnung gegeben haben, die da lautet „Hinter der Kapelle“.Eigentlich kann es nur bedeuten, dass es bereits ein Gottes- oder Gebetshaus gegeben hat, da ja auch die anderen Flurbezeichnungen eindeutig ein Flurstück bezeichnen,welches heute noch existiert. Vielleicht hängt es mit dem Besitztum des Bonner Cassiusstiftes zusammen, welches Gerhard von Are (Probst des Cassiusstiftes) gekauft und dann für sein Seelenheil dem Bonner Cassiustift schenkte, diese Schenkung wurde in der Urkunde von 1166 durch Erzbischof Reinald von Dassel bestätigt und ist die erste urkundlich erhaltene Nennung von Arzdorf: 1166 Artstorp (REK I 142.

 

Im Bestand des Kölner Stadtarchivs gibt es noch eine Urkunde vom 31. März 1336 im Bestand des Klosters Katharina (Deutscher Orden), die eigentlich schon verloren galt, jetzt aber restauriert und einsehbar ist. Hier verschreibt ein Johann von Arzdorf  und seine Ehefrau Adelheid den Eheleuten von Palmersheim eine Jahresrente von 2 Malter Roggen, der Nonne Nesa von Bergheim im Kloster Kottenforsdt / Marienforst erhält die gleiche Summe. Zur Absicherung dieser Renten werden 9 Morgen Land im Kyrchspyle zu Arzdorp (Kirchspiel zu Arzdorf) als Pfand angegeben. Kölner Stadtarchiv, Kloster St. Katharina (deutscherOrden) Bestand 234 Urkunde U 1/282

 

In der Urkunde von 1336 finden sich auch Flurbezeichnungen, die bereits bekannten Flurbezeichnungen„Kume“ und „Holzwech“ werden genannt, aber auch „Driftwege“, der heutige Treibweg, umgangssprachlich sagen die Arzdorfer heute noch „Drövwäech“.

 

In dieser Urkunde ist die Rede vom Kirchspiel Arzdorf, Kirchspiel bedeutet Pfarrbezirk, also muß zu dieser Zeit schon ein „Gotteshaus“, eventuell als Hofkapelle, in Arzdorf bestanden haben. Es war wohl ein typischer Holzbau, der später zerstört war.

 

In der Stiftungsurkunde tauchen auch Familiennamen auf, die sich teilweise bis heute in der Gegend um Arzdorf erhalten haben:

  • Gobel Voyss oder Heynrich Voyss: Voss
  • neist Snytzlande: nächst dem Land von Schmitz
  • Johanne Tielen sone: des Sohnes von Johann Tielen
  • up Adenaüwers küle: Adenäuer / Adeneuer
  • Peter Schoilassen
  • Gudruyd dye Peysen
  • Johann zo der Lynden: zu der Linden
  • Jacob Bolen Lucien

 

Wer war der„herren Reynartz pastor wilne zo Adendorp unss oymen“?

Der Pastor in Adendorf war also Oheim (Oymen) von Heinrich von Hüchelhoven. Er war somit ein Bruder von Paul von Hüchelhoven, der Burg Adendorf erbaute. Dies zeigt dann die enge Verbindung mit Adendorf / Arzdorf. Es ist ein Reinhard von Hüchelhoven verzeichnet, der wohl keine Priesterweihe nachweisen konnte, trotzdem wurde er zum Thesaurar (Güterverwalter) vom St. Severein Stift in Köln berufen,zeitgleich war er auch Pfarrer in Adendorf. Der Papst Johannes XXII forderte am 21. April 1327 aufgrund der Amtsanhäufung die Einsetzung eines anderen Geistlichen für Adendorf. Diese Forderung nahm der Papst aber bereits am 30.September 1327 zurück, wahrscheinlich auf Druck der Familie Hüchelhoven, wobei Reinhard sogar noch mehr Pfründe erhielt: Präbanden im Erzbistum Bremen, am Marienstift Aachen und am Cassiusstift Bonn.

Dies kann man nachlesen bei Heinrich Volbert Sauerland: Urkunden und Regesten zur Geschichte der Rheinlande aus dem vatikanischen Archiv Bonn 1903, Nrn.: 1183,1178, 1255, 1256, 1289 und 1290, gefunden in Jahrbuch des Bergheimer Geschichtsverein Nr.17 S.49 (Heinz Andermahr, Burg Hüchelhoven und die Anfänge der Herren von Hüchelhoven : S.31 ff)

 

Die Zeugen des Stiftungsaktes

Unsere Stiftungsurkunde siegelten „Herren Johanne herre zo Kempenich ritter ind herren Heinriche Roylmann van Daidenberg ritter, unse eydüm ind swaiger“, also wieder Verwandschaft.  

Johann von Kempenich ist der Schwiegersohn (Eydüm) der Stifter, er ist verheiratet mit Gertrud von Hüchelhoven, Tochter Heinrichs und Margareta. Diese beiden Eheleute stiften 1404 (28. Februar) zu ihrem Seelenheil für den Bau der Kapelle eine erbliche Jahresrente. Die Urkunde siegelt auch der Schwiedervater Heinrich von Hüchelhoven, Erbschultheiß zu Eschweiler. Da die Stiftung für den Bau erfolgt, dürfte die Kapelle 1404 noch nicht fertig gewesen sein. (Landeshauptarchiv Koblenz,Reichsherrschaft Leyen, Urkunde 5090)

 

Heinrich Roylmann van Daidenberg war sein Schwager (swaiger). Heinrich Rollmann von Dadenberg war verheiratet mit Iburg von Hüchelhoven, einer Schwester Heinrich von Hüchelhovens. Die Familie von Dadenberg ist uns bekannt durch die Verbindung Rumschöttel-Dadenberg auf Sommersberg Fritzdorf. Sie saßen damals auf den Burgen Arenthal /Sinzig und Dadenberg bei Linz.

 

Dies sind die Eltern von Margareta „herren Wilheims genant Bonüen ritters ind vrouwen Druden synre elicher huysfrouwen, swegerhirre ind swegerfrouwe myns Heynrichs van Hüchelhoven vurscheven,..“

Hier handelt es sich um den Ritter Wilhelm Bove von der Heyden und seiner Ehefrau Gertrud. Als ihren Stammsitz gilt Burg Bovenberg bei Eschweiler, heute nur noch durch Erdwälle ersichtlich. Wilhelm war ein Sohn Arnolds von dem Bongart. Durch Margareta kam dann Burg Bovenberg in den Besitz Heinrich von Hüchelhoven, der es später bei Hochzeitsverabredung seiner Tochter Johanna mit Frambach von Birgel im Jahre 1403 als Mitgift seiner Tochter Johanna übergab.

 

Zwei Personen fehlen noch:

„der erberre hirren heren Gerartzvan Wichterich, abd des goitzhüyss zo Steynfelt, ind heren Arnoiltz vanNeichterssheim, pastoir zo Vryetzstorp zorzyt..“: Gerhard von Wichterich war zu dieser Zeit Abt von Kloster Steinfeld, das Kloster hatte das Patrozinium von Fritzdorf und somit mußte der Abt und der Pastor der Stiftung zustimmen.

 

Da sieht man, was man alles aus Urkunden herauslesen kann.

 

Häuser mit Namen in Arzdorf

 

Früher war es üblich, dass man Häuser und die darin lebenden Familien mit einem durch Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte geprägten Namen versah. Meist waren diese Namen von Vornamen abgeleitet und jedes Familienmitglied bekam diesen Namen angehängt.

 

Haus Renerte.

Dies ist ein bis zum zweiten Weltkrieg geläufiger Name für das Haus Villiper Weg 7, der alte Fachwerkhof aus dem Jahre 1691. Auf diesem Hof lebte eine Familie mit Namen Welsch. Doch warum heißt es Renerte.

Es gibt einen Bericht des Amtmannes der Herrschaft Adendorf, zu der ja Arzdorf gehörte. In diesem Bericht schildert er dem Freiherren von der Leyen die Situation in der sich die Dörfer nach der Plünderung durch Franzosen im Januar 1690 befanden.

 

Hier taucht auch der Name Reinhert Welsch auf, dem Haus und Hof verbrannten. Im Fritzdorfer Kirchenbuch von 1678 – 1798 finden wir einen Reinhert Welsch, geboren um 1640, verheiratet mit Maria Wirtz, gestorben am 15.09.1739, die Kinder waren

Catharina 03.11. 1685, Heinrich 06.04.1693 und Tönnis (Anton) 19.12.1698-

Vielleicht ist dieser Reinhert (Reinhard) der Namensgeber für das Haus Villiper Str. 7.

Landesarchiv Koblenz Archiv von der Leyen Band 48 Nr.1825;  

Die Zerstörung der Dörfer findet sich beschrieben in „Chronik des Calvarienberges“ abgedruckt z.B in Gottfried Eckertz; Fontes adhuc Ineditirerum Rhenanarum - Niederrheinische Chroniken 1864 oder diverse Aufsätze von Ottmar Prothmann, Överich.

 

Haus Gride oder Griede
Heute noch eine im Dorf geläufige Bezeichnung für Familie Sonntag (Steffen)

Der alte Hof dieses Namens ist Villiper Weg 5

Ein wunderschönes altes und erhaltenes Fachwerkgehöft. Der Name muß wohl auf eine Margarethe (Griet) zurückgehen.

 

Haus Naziies,

Dieser Hof liegt im Villiper Weg 26. Heute befindet sich dort der Reiterhof Welsch, dieser Hof ist eine Neuanlage aus dem 20. Jahrhundert. Aber bis dahin gab es dort eine alte Hofstelle. Dort wohnte wohl Ignatius Klöckner, daher der Name Naziies. Was wissen wir von diesem Herrn: Im Kirchenbuch Fritzdorf taucht Ignatius Klöckner ebenfalls, wie oben Reinhert Welsch, um 1700 auf.

Wir wissen, er war verheiratet mit Margaretha Weber und hatte 7 Kinder:

Friedrich 14.12.1694, Hilger 23.1.1697, Tilman 26.01.1700, leider schon am 07.06.1701 verstorben, Johannes 22.11.1701, Maria 15.05.1704, Heinrich 15.11.1708. Er hatte noch einen Sohn Friedrich geboren am 29.7.1691, die Mutter hieß Adelheid, mehr erfahren wir aber nicht. Ignatius Klöckner starb am 9.12.1722 in Arzdorf. Sein Sohn Hilger hatte später das Schöffenamt inne.

 

Haus Schreyersch,

Haus Fritzdorfer Strasse 8, ein altes Fachwerkgehöft, ehemals Restauration Nierendorf, in den 1920er Jahren wurde dieses Haus von der Familie Schreyer übernommen, die dort ebenfalls eine Gaststätte führten. Die Gaststätte hieß „Zur Linde“ und ist häufig auf Postkarten und Fotos zu finden. Hier war auch die Poststation für die Postkutsche, die von Mehlem nach Meckenheim fuhr. 

In Arzdorf gab es wohl schon recht früh ein Gasthaus, denn wir finden in den Baumeisterrechnungen 1631/32/33 aus der Stadt Ahrweiler den Hinweis: Item zu Artzdorf verzehrt 5 alb (Quellen zur Geschichte der Stadt Ahrweiler S. 312)

 

Magdalena Schreyer ist namentlich in der Arzdorfer Schulchronik genannt, als sie 1921 in die Arzdorfer Schule wechselte. Eintrag in der Schulchronik Arzdorf: 2.12.1921 Die Schülerin Magd. Schreyer wurde von Ober-Kassel übernommen (Zuzug). Sie heiratete 1938 Wilhelm Schulte.  

 

Im Krieg bot der Keller im Haus Schreyersch einen Unterschlupf für die Arzdorfer vor Fliegeralarm. Als die Amerikaner kamen, suchten auch einige Arzdorfer Schutz in diesem Keller. Der alte Schreyer traute sich irgendwann raus. Er wollte sehen, was draussen los war, da zog ein Junge mit ihm hoch zur Tür, um auf die Strasse zu linsen. Ein Amerikaner entdeckte die zwei und sagte nur schnell " in House", so wurde vielleicht schlimmeres verhindert. Der Junge war Paul Schmitz, der mit seiner Familie bei Schreyersch Schutz fand. 

 

Es gibt sogar in der Staatsbibliothek Berlin eine lavierte Federzeichnung dieses Hofes vom Maler Albert Wigand. Seine Familie war 1902 nach Godesberg gezogen, 1910 macht er in Bonn sein Abitur. Auf einer Reise mit seinen Eltern und seiner Schwester Elisabeth 1907 durch die Eifel fertigte er diese Zeichnung an. Es ist in einer Mappe (23 Blätter mit 20 Zeichnungen), die er 1908seiner Schwester Magdalene schenkte, enthalten Bl.6: Gasthaus Nierendorf Arzdorf, sign. u. lavierte Federzeichnung. HS00951514 

 

Bereits Ernst Weyden schildert in seinem „Reisebuch“ Das Ahrthal, ein Führer von der Mündung bis zur Quelle  1839 in der Wegbeschreibung von Bonn nach Ahrweiler Seite 8:  „…. rechts über eine Brücke durch einen frischen Hain bis Arzdorf, wo man beim Gastwirthe Nierendorf sehr gute und billige Erquickung findet. … „

 

Ein Heinrich Nierendorf, Ackerer, geboren 7. 12.1855 in Arzdorf, Sohn von Heinrich Joseph und Anna Maria Nierendorf wanderte 1883 nach Amerika aus, Ziel war Shelby PolkCounty/Nebraska, Nordamerika.

 

Unter dem Besitzer Nierendorf war der Hof sogar landtagsfähig. Herr Nierendorf hat sich im preussischen Landtag sehr stark für den Bau der Eisenbahnlinie Meckenheim-Mehlem gemacht, als diese Pläne verworfen wurden, war er am Bau einer elektrisch betriebenen Pferdebahn interessiert. Doch der erste Weltkrieg hat dann andere staatliche Bedürfnisse geschaffen und die Franzosen haben als Sieger einen Bahnausbau im Wachtberger und Grafschafter Raum unterbunden (siehe Ringen, da gibt es eine Bahnhofstrasse, aber ohne Bahnhof und Schienen)

Was wäre aus unserer Gegend mit einer Eisenbahn geworden, sicherlich hätte sich die Industrialisierung verstärkt und heute wäre unsere Landschaft größtenteils zerstört.

 

Es gibt auch noch weitere Häuser mit Namen, deshalb wird es irgendwann eine Fortsetzung geben.

 

 

Wegenetz in Arzdorf

 

Es ist doch verwunderlich, dass es auf alten Karten, wie der Tranchot/Müffling-Karte (ca. 1823) keine direkte Verbindung nach Adendorf gibt. Obwohl Arzdorf schon sehr früh, um nicht zu sagen: immer, von den Herrlichkeit Adendorf abhing. Ob dies daran gelegen hat, dass die Arzdorfer ungern mit dem „Herren“ verkehrt haben?

 

Die heutige „Chaussee“ (Essig-Mehlemer-Chaussee oder L123) wurde erst in den Jahren 1854 bis 1857 gebaut. Es war natürlich ein großes Unterfangen nötig, die entsprechenden Flächen für diesen Straßenbau zu erhalten. Eine Gelegenheit bot sich, als die Güter der Herren von der Leyen in1830er Jahren versteigert wurden.

Der Hof Weissweiler (Adendorfer Str./ Ecke Villiper Weg) ist der alte „von der Leyen Hof“ in Arzdorf und umfasste die gesamte Fläche bis zur anderen Straßenseite. So wurde also der Durchstich durch Arzdorf ermöglicht. Auf der Postkarte von 1907 (in der Bildergalerie) sieht man die gepflasterte Chaussee Richtung Berkum.

 

Die frühere Hauptverbindung durch Arzdorf war die Verbindung Godesberg-Villip-Fritzdorf- Windmühle-Ringen und weiter zur Ahr. Am südlichen Dorfrand ging dann der sogenannte "Mühlenweg" nach Adendorf ab, allerdings auch nicht schnurgerade.

Auch nach Berkum führt auf der Tranchotkarte keine Straße durch den Ort. Der Weg nach Berkum liegt auf dem heutigen Remagenerweg, ging dann aber schon nach der heutigen Bebauung links ab, über die kleine alte Brücke über den Arzdorfer Bach und dann durch den Steinbruch (Sitzenbusch genannt). Dieser Weg ist heute durch die Landzusammenlegung verschwunden, nur wer sich in den Steinbruch begibt, wird dort noch Reste dieser Verbindung finden.

 

Dicht gedrängt erkennt man auf der Tranchot-Karte die Höfe und Häuser entlang der Nord-Süd-Verbindung. Wenn man die Zahl der Häuser mi tAdendorf vergleicht, war vor etwa 120 Jahren Arzdorf im Vergleich zu Adendorf gar nicht so klein. Heute ist dies anders, da hat der Bau der „Chaussee“ für die anliegenden Dörfer den wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Frau Barbara Hausmanns berichtet zum Bau der Chaussee im Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises 2014, sicher lesenswert. 

 

 

Wölfe in Arzdorf 

Im Juli 1814 treibt eine Wölfin ihr Unwesen in der Arzdorfer Gegend. Johann Nolden, Schuster in Fritzdorf, war auf dem Weg nach Arzdorf, da griff ihn eine Wölfin an. Zum Glück hatte er seinen Schusterkasten mit, der Leisten und Werkzeuge enthielt. Als die Wölfin sich  nahte, schwenkte er den Kasten hin und her, die entstehenden Geräusche verscheuchten die Wölfin, Johann Nolden nahm die Beine in die Hand, stolperte aber und verlor den Kasten. Das Tier sah eine Möglichkeit doch noch zum Ziel zu kommen, der Schuster wirbelte seinen Schurz in der Luft herum, so konnte er entkommen.  

Andere hatten nicht das Glück, wie die Frau von Niclas Klein aus Altendorf, sie war am 24. Juli 1814 früh um vier auf dem Weg zu einer Wallfahrt Richtung Gelsdorf, vertieft in ihre Gebete, nahm sie die Wölfin zu spät wahr. Die Wölfin sprang sie an und biss sie in die rechte Brust. In Vettelhoven wurde Abel Höhner, der schon um fünf auf dem Feld war, ebenfalls von der Wölfin angegriffen und am Arm erfaßt und zuBoden gerissen: Die Wunden Abels waren Bisswunden über dem rechten Auge bis auf den Knochen, an der Schläfe waren Kratzspuren der Klauen, die rechte Nasenseite war zerfetzt und mehr. Die Wunden entzündeten sich und der Arzt Dr. Velten beschreibt ausführlich, wie es Abel Höhner erging bis er unter unzähligen Krämpfen, Anfällen und Schlafentzug am 28. August 1814 verstarb.

 

Auch andere Bürger unserer Gegend wurden von der Wölfin gebissen und fielen der Tollwut zum Opfer. Dr. Velten beschreibt ausführlich deren Krankheitsverlauf und Leiden  und seine medizinischen Möglichkeiten der Linderung.

Dr. Velten Kreisphysikus in Ahrweiler: Beobachtungen übereine unter mehreren Menschen im Kreise von Ahrweiler am Fusse des Eifelgebirgesausgebrochenen, von den Bissen wüthender Wölfe bewirkten Wasserscheu (Tollwut),und deren Behandlung Seite I ff.

in "Neue Jahrbücher der teutschen Medicin und Chirugie Band 8 von 1824

 

Antoniuskirmes 

Die Kirmes am 17. Januar zählt zu den ersten Festen im neuen Jahr und gerade im Rheinland wird diese Kirmes vielerorts gefeiert, da der heilige Antonius (Ferkestünn) in unserer bäuerlichen Gegend ein gern angerufener Heiliger war. Durch die Reliquienverehrung war Arzdorf ein kleiner Wallfahrtsort zu dem viele Pilger strömten, um sich den Segen für Haus und Hof vom heiligen Antonius zu erbitten. 

Zum Beispiel spendeten im Jahre 1717 die Pilger

46 halbe Schweineköpfe

22 geräucherte Schweinefüsse

1 Rückenstück

5 Schulterstücke

Diese Spenden wurden an die Armen von Arzdorf und den umliegenden Dörfern verteilt. 

 

Zur Kirmes hatte unser Dorf viele Besucher und in fast jedem Haus war Verwandtschaft untergebracht. Es wurde bei ausgelassener Stimmung gefeiert und so erzählte Margarethe Linke, geb. Breuer, die Kirmes dauerte eine ganze Woche und da das Haus voll war, mußte am Mittwoch von Heinrich Breuer (Vater) das Backes angefacht werden, um neues Brot zu backen.  

 

So laßt uns auch heute noch die Antoniuskirmes feiern, wir freuen uns auf Euch. 

Die Glocken der Antoniuskapelle

Die Glocken im Erzbistum Köln sind von 1945-76 „archiviert“worden, Jakob Schaeben hat auch die Arzdorfer Glocken damals erfaßt, Gerhard Hoffs und Achim Bursch haben dieses Verzeichnis neu aufgebaut.

Glocke I trägt die Inschrift Jesus + Maria + Joseph, Andenken an St. J. Welsch, von Maria geb. Michels, wurde von August Mark, Brockscheid/Daun im Jahre 1927 in Bronze gegossen. Die Glocke hat einen Durchmesser von 560 mm und wiegt 85 kg. Der Schlagton ist fis

 

Glocke II ist die Ältere und trägt die Inschrift:  

JN HONOREMS. S. ANTONII, STANISLAI ET SERVATII – KATH. KAPELLENGEMEINDE ARZDORF –  

GEGOSSEN VON CHR. CLAREN IN SIEGLAR 1884
Übersetzung: Zu Ehren der Heiligen Antonius, Stanislaus und Servatius

Die Bronzeglocke hat den Durchmesser von 496 mm und einGewicht 65 KG, der Schlagton ist gis

An Hals und Schulter ist eindreiteiliger Ornamentfries aufgebracht. Darunter ist auf der Ansichtsflanke dasReliefbild des hl. Antonius des Einsiedlers erkennbar. … Unter dem Inschriftentextbefindet sich ein Eichenlaub-Halbkranz.

(M. Dederichs, Glocken aus Sieglar 1991: S. 7ff)

 

Interessant ist noch die Geschichte unserer Glocken: Auch diese beiden Exemplare wurden im II. Weltkrieg durch die staatliche Glockenbeschlagnahmung nach Hamburg abtransportiert, zum Glück aber nicht eingeschmolzen, sondern lagerten nach dem Krieg auf dem „Glockenfriedhof Hamburg“.Am 30. August 1947 tauchen unsere Glocken auf einer Transportliste des Schiffes M/S Paula Ilse auf, die unsere Glocken Richtung Heimat brachte.

Die Angaben sind zu finden ab Seite 175 auf  

http://www.glockenbuecherebk.de/pdf/dekanat_meckenheim_rheinbach.pdf  

 

 Das liebe Geld

Es kommt ja immer wieder vor, dass man sich in Geldnöten befindet und sich auf die Suche nach entsprechenden Quellen macht. Dazu hat man sich auch bereits mehrmals den Opferstock in der Antoniuskapelle ausgesucht. Die Schlösser wurden aufgebrochen und das Innenleben, meistens wenige Pfennige/Cent entwendet.

Diese Art der Geldbeschaffung ist nicht neu, es gibt im Landesarchiv Koblenz eine Prozessakte um 1629-1630, dort geht es um die Strafsache gegen

Thomas Paulus wegen der Ausraubung des Opferstockes in der Kapelle zu Arzdorf (Sachakte 1842).

Wir möchten höflich die Besucher unserer Kapelle darum bitten, doch von dieser Geldbeschaffung Abstand zu nehmen.

Kreuzweg in der Kapelle

Besonderheit auf dem Bild der ersten Kreuzwegstation:

Aus der Entstehungszeit des Kreuzweges (19.Jhrdt,Kulturkampf) wird einer der römischen Schergen, die Jesus verhaften, mitpreußischer Pickelhaube und den Gesichtszügen von Reichskanzler Otto vonBismarck dargestellt.

 

Der Heilige Josef in der Antoniuskapelle

Diese Figur stammt aus Fritzdorf, dies erkennt man aufdem Innenraumfoto der Pfarrkirche St. Georg von 1953 in „1200 Jahre Fritzdorf“Seite 29, hier steht diese Josefsfigur im rechten Seitenaltar. Auf dem Bild desKirchechores Arzdorf in unserer Bildergalerie sieht man den Arzdorfer heiligenJosef auf dem Hochaltar, das Bild muß aslo im März zum Gedenkmonat des Heiligenentstanden sein. Diese Josefsfigur hält Jesus auf dem Arm. Diese Figur findenwir heute in St. Georg. Man erkennt auch, dass sie für die Nische nicht gedachtwar, da sie auf einemweiteren Sockel steht.

Der Tausch muß Ende der50er Anfang der 60 Jahre erfolgt sein.

 Bilder zur Antoniuskapelle

 

 

 

 

 

 

Kontakt:

admin@antoniusverein-arzdorf.de